Am
Ostufer des Nils steht der besterhaltendste und wohl auch
beeindruckendste Tempel von Ägypten. Wenn ich meine Augen schließe
sehe ich die wunderschönen riesigen Säulen,
die in den
tiefblauen Himmel ragen, vor mir.
Man stelle sich mal vor, dies alles ist etwa 1700-1200 v.
Ch. entstanden und immer noch teilweise gut erhalten. Zu verdanken
ist dies aber auch den vielen Ägyptologen, die im 19.Jh. diesen
Tempel von Schutt und Unrat befreiten und die Säulen teilweise
wieder aufrichteten. Der Tempel ist dem Gott Amun Re geweiht.
Durch ihn wurde Theben zum religiösen und geistigen Mittelpunkt
des Landes. Bevor man den Tempel betritt, geht man an ca. 20
Steinerne Widder vorbei, die Lieblingstiere des Amun.
Durch einen riesigen Pylon sozusagen dem Eingangstor
betritt man den Tempel. Im Grunde sind Tempel alle gleich gebaut.
Je weiter man ins Allerheiligste vortritt, um so dunkler wird es.
Am Anfang des Tempels sieht man an den Wänden kriegerische
Bilder und Texte, doch im Heiligtum sind friedliche Themen an den
Wänden. Niemand durfte das Allerheiligste betreten, selbst der König
musste strenge Gebote befolgen, ehe er vor die Götter treten
durfte.
Der Pylon
trennt den Tempel von der Außenwelt und ist trotz vieler
Dynastien nicht fertig gestellt worden. Am äußeren des Pylons
sieht man große Lehmhaufen aus Nilschlamm, so eine Art Rampe, mit
dessen Hilfe die alten Ägypter die Steinblöcke ca. 44 m hoch
aufeinander türmten. Dahinter öffnet sich ein gewaltiger Hof,
geht man dann durch den zweiten Pylon, steht man in einem steinernen
Urwald. Gigantische 134 Säulen ragen 24 m hoch in den ägyptischen
Himmel. Etwa 150 Jahre dauerte der Bau dieser Säulen, doch erst
Ramses II beendete dieses Kunstwerk. Riesengroße Steinfiguren
zeugen von dessen Herrschaft. An den Säulen sind wunderschöne
und gut erhaltene Reliefs zu sehen, sie zeigen die Könige vor
ihren Göttern in allen Varianten. Manchmal sieht man sogar noch
die ehemals farbliche Schönheit dieser Säulen. Nur schwer konnte
ich mich von diesem Anblick losreisen. In der Mitte des
Amuntempels erhebt sich zwischen dem 3. und 4. Pylon
ein großer etwa 23 m
hoher Obelisk, den sich Pharao Thutmosis I errichten lies.
Auch Hatschepsut, die Pharaonin aus der Zeit um 1479-1458 v. Ch.
lies zwei Obelisken erbauen. Dem nachfolgendem Pharao Thutmosis
III ist es indirekt zu verdanken, dass diese zwei noch stehen.
Denn er lies sie bei seinem Machtantritt bis unters Tempeldach zu
mauern, da er seine Stiefmutter und Thronräuberin über alles
hasste. So recken sie noch heute ihre gewaltigen Spitzen in die Höhe.
Ein Obelisk ist aus einem Stück gehauen und dieser ist sage und
schreibe 29.5 m hoch. Dessen Inschrift besagt, dass ab heraus meißeln
aus dem Steinbruch bis zur Errichtung nur 7 Monate vergangen sind.
Geht man weiter erblickt man den Heiligen See, der für
rituelle Waschungen der Priester und der Tempelgeräte diente.
Davor steht ein Granitblock mit einem riesen Käfer,
es ist das Glückssymbol der Ägypter. Umrundet man den Käfer
sieben mal, so kann man sich was wünschen. Na ja nichts leichter
als das.
In kleinen Nebenräumen begegnet man immer wieder Bakschischjägern,
sie nutzen die Gefühle, Neugier
und Offenheit für die Rituale der Pharaonen aus. Sie
locken dich in eine Nebenkapelle, nehmen deine Hand und legen sie
an die Wand auf das Fruchtbarkeitssymbol und dann auf dem Bauch,
zwei mal und dann auf die Stirn. Ja sicher, manchmal ist die
Unfruchtbarkeit auch
ein seelisches Problem, da hatten die Pharaonen schon recht. Es
schließt sich ein großer Hof an, auf dessen
Grundstück etwa 18000 Stein und Bronzestatuen entdeckt
wurden. Von dort führte einst eine Straße zum Luxortempel. Noch
heute zeugen die Widderstatuen von dieser gewaltigen Prozessionsstraße.
Denn Amun Re
wurde nicht nur in Karnak verehrt, sondern auch im kleinen Tempel
von Luxor. Auch hier schmücken Obelisken und Statuen den Tempel.
Ein großer Obelisk steht noch heute sehr gut erhalten neben zwei
16 m hohen Herrscherstatuen. Geht man zwischen diesen hindurch,
steht man auf einem Hof, wo man linker Hand eine Moschee sieht.
Diese wurde von dem damaligen muslimischen Herrscher gebaut, der
nicht wusste, dass an dieser Stelle, nur unter Sand verschüttet,
der Luxor Tempel vergraben ist. Verlässt man den Hof durch einen
weiteren Pylon, sieht man auch hier wunderschöne gut erhaltene Säulen
stehen. Die Pharaonen bauten sie, als zu Stein gewordene
Pflanzen,
wie Lotusblume oder Papyrus oder Palmen. Sie sind meist nach oben
offen, um die Sonne ins Innere zu lassen. Viele dieser Säulen
baute man Schicht für Schicht ab und nach den Einbau von Dreenage
im Boden wieder auf. Denn seit dem Bau des Assuanstaudamms beeinträchtigt
das Grundwasser des Nils, die Standfestigkeit des Luxor Tempels.
Beim Baggern im Boden entdeckte man 26 Statuen, die vollkommen
erhalten waren. Sie stehen nun im Museum von Luxor.
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